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Berufseinstieg Soziologie – Wissenschaft ist nur eine Option

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Johanna Weirauch studierte in Würzburg, Bologna und Berlin Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Policy-Analyse sowie Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik und Innovation. Sie sammelte praktische Erfahrungen in Unternehmensberatungen aus den Bereichen internationaler Handel und Public Affairs. Zuletzt wirkte sie in einem DFG-Forschungsprojekt zu digitalen Medien und Standortdaten mit, wo sie neben der wissenschaftlichen Tätigkeit für die Social-Media-Strategie sowie die Organisation interner Networking-Events zuständig war. Ab Oktober 2019 unterstützt sie die Public Affairs Beratung elfnullelf als studentische Mitarbeiterin. Begleitend schreibt sie ihre Masterarbeit über die Auswirkungen der DSGVO auf unternehmensinterne Innovationsprozesse.

SoziologInnen eignen sich bestens für Jobs in der Politikberatung und andere politiknahe Jobs. Darüber und worauf es beim Berufseinstieg mit Soziologie ankommt, schreibt Johanna Weirauch in diesem Gastbeitrag. 

AbsolventInnen der Soziologie haben vieles drauf, sind sich ihrer Fähigkeiten aber selber oft nicht sicher. Ähnlich wie in der Politikwissenschaft, kommt es darauf an, das eigene Profil zu schärfen, eigene Interessen zu handfesten Skills auszubauen und den eigenen beruflichen Weg zu finden. Genau hier setzt das Buch „Berufseinstieg Politikwissenschaft” von Fabian Haun und Markus Ruschke an. Die 60 Seiten regen bündig dazu an, sich der eigenen Vorzüge bewusst zu werden und diese mit einfachen Schritten zu handfesten Qualifikationen auszubauen. Praktische Tipps und persönliche Anekdoten zeigen unterhaltsam wie man das bereits während dem Studium und pünktlich zum Berufseinstieg unkompliziert anstellt.

Wer Soziologie studiert, kennt die berühmte Frage, die von Familie und Freundeskreis regelmäßig gestellt wird: „Soziologie…und was macht man dann damit?” Die prominenteste Berufsperspektive ist für SoziologiestudentInnen oft eine Karriere im Wissenschaftsbetrieb einzuschlagen. Hat man seine Passion für ein spezielles Thema gefunden und ein tiefes selbstinhärentes Interesse für dieses entwickelt, macht der Einstieg in die Wissenschaft Sinn. Denn dieser sollte vor allem (und von vielen AbsolventInnen oft unterschätzt) frühzeitig, langfristig und strategisch geplant sein. Die klassische Laufbahn – von der PhD-Stelle bis zur prestigeträchtigen Professur – erfordert einiges Durchhaltevermögen. Regelmäßige Wohnortwechsel und prekäre Arbeitsverhältnisse sind eher die Regel als die Ausnahme (siehe auch #PhDLife). Wer nur halbherzig dabei ist, wird im Haifischbecken schnell gefressen, denn es kann nun mal nicht jeder ProfessorIn werden.

Die gute Nachricht ist: Auch die Anderen dürfen aufatmen. Als AbsolventInnen der Soziologie haben wir einige Skills drauf, mit denen wir auf dem Arbeitsmarkt der Wirtschaft und Politik punkten können. Dabei stehen uns zwei große Probleme im Weg. In der Soziologie versuchen wir stets Gesellschaft ganzheitlich zu begreifen. Nicht selten empfinden einige von uns daher eine natürliche Arroganz gegenüber Branchen, die nicht „das große Ganze” im Blick haben. Diese Arroganz gilt es abzulegen. Das weitaus größere Problem ist jedoch: Wir sind uns unserer Qualifikationen für andere Bereiche nicht bewusst und vor allem pflegen wir sie nicht.

Zum Ende des Soziologiestudiums fragen sich viele plötzlich: „Was habe ich in all den Jahren eigentlich konkret gelernt und was kann ich damit jetzt anstellen?” Hier liegt der Hund begraben. Während eines Soziologiestudium lernen wir keine Fakten und festen Sachverhalte, wie das etwa in Jura oder Medizin der Fall ist. Vielmehr lernen wir eine bestimmte Art und Weise zu denken. Wir lernen spielerisch immer aus neuen Perspektiven an komplexe Sachverhalte heranzugehen und keinen Zusammenhang im Vorhinein auszuschließen. Wir lernen die richtigen Fragen zu stellen und die Antworten darauf in empirischen Daten zu finden. Und dabei immer den Einfluss kultureller, ökonomischer, politischer, historischer und institutioneller Faktoren zu berücksichtigen. Wir sind geübt im Recherchieren und arbeiten uns problemlos in neue Themen und Sachverhalte ein. Die relevanten Akteure und Kerninformationen filtern wir zügig aus vielen verschiedenen Quellen. Dank kommunikativer Stärke sind wir in der Lage diese anschaulich auch an Fachfremde weiter zu vermitteln.

Hege und Pflege mit dem richtigen Handwerk

Die Wahrheit ist aber, dass diese Fähigkeiten wachsen und gedeihen müssen, um uns ein Alleinstellungsmerkmal zu werden. Und dies tun sie am besten durch ihre handwerkliche Umsetzung. Im Berufsleben geht es später insbesondere darum, Arbeitsergebnisse zu einem handfesten Output zu machen und anderen zugänglich zu machen. Dafür sind heute digitale Kompetenzen, die über MS Office hinausgehen, unbedingt notwendig. Wer schon mal eine Website gebaut hat, Social Media strategisch zu nutzen weiß oder sich mit Layout und Bildbearbeitung auskennt, kann davon beim Berufseinstieg klar profitieren. Je mehr man selber in die Hand nehmen kann, desto besser kann man eigene Verantwortung für vielseitige Aufgaben übernehmen und desto nützlicher wird man für Arbeitgeber und Kollegen. Außerdem wird man unabhängiger in den eigenen Aufgaben und das macht vor allem Spaß.

Eigene Projekte auf die Beine stellen

Arbeitgeber suchen Macher. Als Soziologen sind wir gewohnt unsere To-Do-Liste eigenverantwortlich voranzutreiben und selbstorganisiert abzuarbeiten. Wir lernen das Arbeiten in Teams von der Pike auf und können Schaffensprozesse gut Steuern und Koordinieren. Diese Fähigkeiten sollten wir unbedingt in eigenen Projekten – egal ob universitär oder freizeitlich – praktisch umsetzen. Dabei lernen wir auch automatisch Kontakte zu knüpfen und Netzwerke aufzubauen, die später wie persönliche Referenzen funktionieren. Die erfolgreiche Umsetzung eines eigenen Projektes überzeugt nicht nur Andere von der eigenen Leistungsbereitschaft, sondern gibt dir auch selber einen ordentlichen Ego-Push.

Jobsuche effizient gestalten

Ist die Thesis endlich unter Dach und Fach, gilt es die Jobsuche klug anzugehen. Das bedeutet neben den gängigen Jobportalen auch branchenspezifische Newsletter, Jobsites, Social Media und vor allem das eigene Netzwerk zu nutzen. Den eigenen Marktwert einzuschätzen ist vor allem für uns GeisteswissenschaftlerInnen schwer, da mögliche Berufsbilder und damit verbundene Gehälter stark variieren. Gräbt man an den richtigen Stellen, gelingt dennoch eine realistische Einschätzung. In der Bewerbung gilt es dann die eigene Vielseitigkeit zu unterstreichen und trotzdem an ausgewählten Erfahrungen zu verdeutlichen, warum man exakt für diesen Job die beste Wahl ist.

Das Buch „Berufseinstieg Politikwissenschaft” liefert praktische und effektive Tipps rund um all diese Aspekte, die genauso auf andere Geisteswissenschaften zutreffen, und zeigt: Es geht nicht darum Wunder zu vollbringen, sondern darum, die eigenen Stärken zu erkennen, die Möglichkeiten seines Umfeldes zu begreifen und beides letztlich zusammenzubringen. Insbesondere auch AbsolventInnen der Soziologie können dieses Buch für sich nutzen, um sich den eigenen Berufseinstieg zu erleichtern.

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Fabian ist Politikwissenschaftler, Herausgeber und Autor des eBooks Berufseinstieg Politikwissenschaft, das Handbuch für den Berufseinstieg in die Politikberatung, Parlamente, Behörden, NGOs, Stiftungen, Journalismus, Forschung und viele weitere politiknahe Bereiche. Jetzt auch als gedrucktes Praxishandbuch erhältlich. Er ist geschäftsführender Gesellschafter bei der Public Affairs-Beratung elfnullelf und betreut dort vor allem digitale Themen. Zuvor war er im Deutschen Bundestag tätig.

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