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Alumni Rede beim Tag der Politikwissenschaft

Ein wirklich toller Tag der Politikwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, jetzt auch in Bildern. Nochmals ganz herzlichen Dank an das Institut für Politikwissenschaft für die Einladung und an den Förderverein des Instituts, der diese Tradition seit 17 Jahren ermöglicht.

Am Freitag, 16. Juni war ich als Alumni-Redner an meine ehemalige Universität eingeladen, um am Tag der Politikwissenschaft vor Absolventen und Studierenden zu sprechen.

Im Mittelpunkt meiner Rede stand, wie ich den Berufseinstieg erlebt habe und welche Bedeutung das Studium für den Berufsalltag hat.

Zum Berufseinstieg als Politikwissenschaftler habe ich auch ein kompaktes eBook geschrieben. Es erscheint in den kommenden Tagen und kann für 8,99 statt 12,99 Euro bereits vorbestellt werden.

Hier der Wortlaut meiner Rede

»An alle, die anders denken. Die Rebellen, die Idealisten, die Visionäre, die Querdenker, die, die sich in kein Schema pressen lassen, die, die Dinge anders sehen. Wir können sie zitieren, ihnen widersprechen, sie bewundern oder ablehnen. Das Einzige, was wir nicht können, ist, sie zu ignorieren, weil sie die Dinge weiterbringen.«

Ein Zitat von Steve Jobs, 1997 aus der Apple-Kampagne „Think different“

Sehr geehrte Herren Professoren, liebe Kommilitoninnen, liebe Kommilitonen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

Sie fragen sich jetzt vielleicht, was hat Steve Jobs mit Politikwissenschaft zu tun? Ich sage: eine ganze Menge!

Aus meiner Sicht, sind genau das die Eigenschaften, die einen guten Politikwissenschaftler ausmachen:

  • Andersdenken, die Dinge stets zu hinterfragen, weil nichts einfach gegeben ist
  • Ideale zu haben und gleichzeitig Rebell zu sein, weil man Gesellschaft, Politik oder die Wissenschaft voranbringen will
  • Und vor allem: Vielseitigkeit, sich in kein Schema pressen zu lassen, weil man sich in vielen Politikbereichen auskennt und auskennen will

Das Studium hier am Institut für Politikwissenschaft in Jena, bietet einem die Chance sich diese Eigenschaften und noch vieles mehr für den erfolgreichen Start ins Berufsleben anzueignen…

Ich möchte mich deshalb ganz herzlich für die Einladung bedanken, es ist mir eine große Ehre hier als Alumnus sprechen zu dürfen und ich freue mich, wenn ich einige meiner Erfahrungen an Sie liebe Absolventen weitergeben kann.

Kurz ein paar Stichworte zu mir und meinem Werdegang:

Ich heiße Fabian Haun, bin 32 Jahre, geboren in Schwäbisch Gmünd. Zuerst habe in Augsburg studiert, dann aber den Großteil meines Studiums hier in Jena absolviert. Einen Bachelor- und einen Masterabschluss hier gemacht. Mein Schwerpunkt waren die Europäischen Studien, bei Herrn Professor Leiße, für den ich auch viele Jahre als Hilfskraft tätig war und bei dem ich mich für all diese Jahre, seine Unterstützung und sein Mentoring ganz herzlich bedanken möchte!

2013 habe ich meinen Abschluss gemacht, 2014 bin ich dann ins Berufsleben eingestiegen, als wissenschaftlicher Mitarbeiter einer Bundestagsabgeordneten, dort war ich vor allem für Asylpolitik, innere Sicherheit und den NSA-Untersuchungsausschuss zuständig.

Seit April bin ich nun als Public Affairs Consultant oder wenn man so will, als Lobbyist für das Beratungsunternehmen elfnullelf tätig.

Und wenn ich so zurückschaue sind es 4 Dinge, die ich durch das Studium gelernt habe, die mir beim Berufseinstieg geholfen haben. Vieles davon hilft mir im Berufsalltag auch heute noch:

  1. Verschaffen Sie sich einen Überblick

Das Problem beim Berufseinstieg als Politikwissenschaftler ist, dass es kein klar definiertes Berufsbild gibt, sondern unzählige Möglichkeiten.

Übertrieben könnte man sagen: Das Studium der Politikwissenschaft qualifiziert einen zu fast allem und zu nichts.

Ob man in die Forschung, an eine Universität, zu einem Think Tank, in ein Parlament, die Verwaltung, zu einer NGO oder doch lieber zu einem Unternehmen, Verband oder einer Zeitung möchte, die Kunst ist, das Richtige für sich zu finden, um sich dann auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt gegen hunderte Mitbewerber, meist aus den verschiedensten Studienrichtungen, durchzusetzen.

Nur wer überzeugt, dass er die/der absolut Richtige für die Stelle ist, bekommt am Ende den Job.

Bei den Jobs, im Europäischen Parlament, Bundestag und bei verschiedenen Unternehmen und Agenturen, auf die ich mich nach und teilweise noch während des Studiums beworben habe, gab es in der Regel mehr als 300 Bewerber, von denen dann nur eine Handvoll überhaupt zu einem Gespräch eingeladen wurde.

Deshalb sollte man sich möglichst früh über Berufsmöglichkeiten informieren und ob die eigenen Vorstellungen vom Arbeitsalltag auch wirklich mit der Realität übereinstimmen. Sonst muss man das mühsam nach dem Studium machen und die Jobsuche dauert und dauert, bis man eben klare Vorstellungen hat und überzeugen kann.

Ich wollte während meines Studiums zum Beispiel später mal für die Europäische Kommission arbeiten oder in der Europaabteilung eines Ministeriums. Nachdem ich dort jeweils ein Praktikum gemacht hatte, wandte ich mich anderen Dingen zu. Die Realität entsprach nicht meinen Erwartungen.

Meine Damen und Herren, meine zweite Erfahrung:

  1. Werden Sie vielseitig

Prof. Klaus Dicke, den ich als ehemaligen Rektor dieser Universität wirklich sehr schätze, hat 2010 bei meiner Bachlorzeugnisverleihung gesagt:

Die Politikwissenschaft darf nicht zum Dienstleister der Politik werden!

Und da gebe ich ihm, was die wissenschaftliche Disziplin angeht auch vollkommen recht. Andererseits muss ich sagen, dass ich auch als Dienstleister der Politik nun schon seit Jahren auch nicht schlecht lebe. Ebenso muss ich gestehen, dass die meisten Politikwissenschaftler aus Jena, die ich kenne und die ich in Berlin wieder getroffen habe, genau das geworden sind: Dienstleister und Berater der Politik. Und die meisten sind verdammt gut darin!

Mein Rat an Sie liebe Kommilitonen lautet deshalb:

Nutzen Sie die Möglichkeit Vorlesungen und Seminare aus allen Teildisziplinen zu besuchen. So findet man am besten heraus, welche Themen einem liegen und man kann später, egal in welchem Job, aus einem breiten Wissensfundus schöpfen.

Ich hätte zum Beispiel 2010 nie gedacht, wie hilfreich ein Seminar über die Beziehungen der Türkei zur EU für mich sein würde. Als 2015 mit der Flüchtlingskrise die Türkei im Bundestag immer mehr in den Fokus rückte, war ich sehr froh über dieses Seminar.

Diese Vielseitigkeit, was politisches Wissen betrifft, ist letztlich der Grund, warum immer mehr Abgeordnete Politikwissenschaftler als Mitarbeiter bevorzugen. Haben Sie also keine Angst zum Dienstleister der Politik zu werden. Im Gegenteil, ich kann es nur empfehlen!

Meine dritte Erfahrung, die ich Ihnen weitergeben möchte, schließt unmittelbar daran an:

  1. Erwerben Sie das Handwerkszeug und ermitteln Sie Ihre Stärken

Wissenschaftliches Arbeiten, die Methoden der empirischen Sozialforschung, zu wissen, woher man verlässliche Informationen bekommt und wie man diese so auswertet, dass man sie für Prognosen und Handlungsempfehlungen nutzten kann, all das habe ich hier am Institut gelernt in zahlreichen Seminaren, Hausarbeiten und mit zwei Abschlussarbeiten.

Dieses Handwerkszeug ist für meinen Berufsalltag bis heute unerlässlich.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag war es zum Beispiel mein Job, alle relevanten Informationen für meine Abgeordnete zu sammeln, zu analysieren und sie bei all ihren Schritten zu beraten und bestmöglich vorzubereiten. Ganz gleich, ob es dabei um Gesetzentwürfe, Forderungen von Menschenrechtsorganisationen oder Bürgerbriefen ging.

Und auch heute, als Public Affairs Berater, brauche ich dieses Handwerkszeug, wenn mich beispielsweise ein Kunde um Expertise zu einem Thema bittet, auf deren Grundlage er dann Entscheidungen treffen kann.

Zum Handwerkszeug gehört aber auch: Sich und seine Arbeit präsentieren zu können und andere mit Argumenten zu überzeugen. Im Kern ist lobbyieren nichts Anderes.

Auch das kann man hier am Institut in den Seminaren sehr gut üben. Ich erinnere mich noch gut an den einen oder anderen Kommilitonen – Sie kennen das sicher -, der einem in der Diskussion nach einem Referat nichts geschenkt hat. Auch darüber bin ich heute sehr froh.

Und schließlich, was beim Handwerkszeug nicht fehlen darf:

Kontakte knüpfen oder Netzwerken.

Egal was Sie beruflich machen werden, ohne Kontakte geht es nicht. Denn Politik und Wissenschaft leben vom Austausch. Nur so bekommt man neue Informationen, neue Ideen und auch neue Jobs. Ohne Kontakte und ohne Austausch kommt man nicht voran und schmort buchstäblich im eigenen Saft.

Klar, dem einen liegt das Kontakte knüpfen mehr, dem anderen weniger. Das Gleiche gilt für alle anderen Dinge, die zum Handwerkszeug eines Politikwissenschaftlers gehören.

Doch alles kann man sich bis zu einem gewissen Grad aneignen. Dabei merken Sie dann auch, wo Ihre Stärken liegen, was wiederum ungemein wichtig für den Berufseinstieg ist.

Für mich war zum Beispiel ziemlich schnell klar, dass jemand wie ich, der sich schwer damit tut, stundenlang konzentriert in der Bibliothek zu sitzen und der immer sehr praxisbezogen denkt, sich nicht unbedingt bei einem Think Tank oder einem Forschungsinstitut bewerben sollte.

Jeder hat seine Stärken. Meine Erfahrung, das Studium ist dafür da, diese zu erkennen und zu entwickeln.

Last but not least, meine vierte und vielleicht wichtigste Erfahrung:

  1. Sammeln Sie Praxiserfahrung und werden Sie zum Macher

Egal wo Sie sich bewerben und selbst wenn Sie sich selbständig machen. Ihr potentieller Arbeitgeber oder Ihre Kunden, werden immer fragen, was Sie bisher erfolgreich gemacht/geleistet haben, was Sie auszeichnet, was Sie einzigartig macht und warum, man sich für Sie entscheiden sollte.

Sie vermuten es vielleicht schon: Das Studium erfolgreich bestanden zu haben reicht, dafür nicht aus! Auch nicht mit den besten Noten.

Gesucht werden Leute, die Eigeninitiative zeigen, die Dinge voranbringen, die beweisen können, dass sie, was sie im Studium gelernt haben, auch tatsächlich anwenden können.

Natürlich sind auch Auslandsaufenthalte und Praktika dafür geeignet. Wenn man es nicht geschafft hat, länger im Ausland gewesen zu sein, wie ich, wird man heute fast schon schief angesehen. Aber machen Sie, wenn es irgendwie geht nichts Unbezahltes.

Betrachten Sie Ihre Arbeitsleistung immer als etwas Wertvolles. Denn aus unternehmerischer Sicht, ist das ihr wichtigstes Produkt und wer nicht bereit ist, dafür auch nur eine Aufwandsentschädigung zu zahlen, ist es, wie das Wort schon sagt, nicht wert, dass Sie für ihn arbeiten.

Ich habe einmal diesen Fehler gemacht. Nach drei Monaten unbezahltem Praktikum, 8 Stunden unbezahlter Arbeit pro Tag und meiner Bachelorarbeit, an der ich abends noch geschrieben habe, stand ich dann mit 800 Euro Schulden und der Erkenntnis da:

Nie wieder!

Suchen Sie sich deshalb Ihr Projekt, das zu ihren beruflichen Zielen passt und das Sie sich nachher auf die Fahnen bzw. in den Lebenslauf schreiben können.

Egal ob Sie in Forschungsprojekten mitarbeiten, Artikel zu einem Thema veröffentlichen oder Veranstaltungen und Exkursionen mit einer Hochschulgruppe organisieren, das sind die Dinge, die letztlich über Ihren beruflichen Erfolg entscheiden werden.

Dafür haben Sie hier in Jena zahlreiche Möglichkeiten. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Sie die Professoren und Mitarbeiter dabei unterstützen und wirklich offen sind für Ihre Ideen.

Ich zum Beispiel habe für meine Masterarbeit eine EU-weite Online-Umfrage mit über 200 Teilnehmern gemacht, in 9 Sprachen und diese dann ausgewertet. Zudem war ich bei der Hochschulgruppe der Jungen Europäischen Föderalisten aktiv. Gemeinsam haben wir zahlreiche Veranstaltungen und sogar eine Exkursion nach Bosnien organisiert. Für die Unterstützung dabei an alle Professoren und Mitarbeiter nochmals ganz herzlichen Dank!

Für mich waren das die wertvollsten Erfahrungen, die ich im Studium machen durfte – auch weil ich dabei meine Freundin kennengelernt habe, mit der ich nun schon seit 6 Jahren zusammen bin. Sie sehen also, es zahlt sich in vielerlei Hinsicht aus. Aber auch beruflich, denn auf diese Dinge, wurde ich überall angesprochen, wo ich mich beworben habe und mit ihnen habe ich sowohl bei meinem ersten als auch bei meinem aktuellen Job überzeugt!

Liebe Kommilitonen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

das waren in aller Kürze 4 Erfahrungen, die ich Ihnen für den Berufseinstieg mitgeben kann.

Wenn Ihnen das nun alles zu schnell war oder wenn Sie noch mehr erfahren möchten, kein Problem. Ich habe ein kompaktes eBook geschrieben, mit dem Titel „Berufseinstieg Politikwissenschaft“. Darin finden Sie noch mehr Tipps zu Berufsmöglichkeiten und wie man an den Job kommt.

Es kommt nächste Woche raus. Besuchen Sie einfach meine Homepage www.fabianhaun.de und sichern Sie sich 30% Rabatt, indem Sie das Büchlein vorbestellen.

Ich bedanke mich ganz herzlich für die Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen alles Gute oder, um es mit den Worten von Steve Jobs zu sagen:

Seien Sie einer von denen, die anders denken!

Vielen Dank.

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Fabian ist Politikwissenschaftler, Herausgeber und Autor des eBooks Berufseinstieg Politikwissenschaft, das Handbuch für den Berufseinstieg in die Politikberatung, Parlamente, Behörden, NGOs, Stiftungen, Journalismus, Forschung und viele weitere politiknahe Bereiche. Jetzt auch als gedrucktes Praxishandbuch erhältlich. Er ist geschäftsführender Gesellschafter bei der Public Affairs-Beratung elfnullelf und betreut dort vor allem digitale Themen. Zuvor war er im Deutschen Bundestag tätig.

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